Wie Leinhäuser mit KI-gestützter Prozessoptimierung internationale Kommunikationserfolge sichert
Interview mit Heike Leinhäuser
Kaum eine Branche spürt die Wucht der technologischen Transformation so stark wie Sprachdienstleister. Dem Hype um die generative AI folgt nun bei vielen Unternehmen die Ernüchterung. Im Interview erklärt die Geschäftsführerin und Mitinhaberin der Leinhäuser Language Services GmbH, Heike Leinhäuser, wie sie mit ihrem Team bei Leinhäuser den technologischen Wandel seit Jahren aktiv gestaltet, wie hochkomplex die verantwortungsvolle Integration moderner KI-Technologien in den Prozess der internationalen Unternehmenskommunikation wirklich ist – und welchem Denkfehler viele Entscheidungsträger derzeit unterliegen.
Heike, wenn Du auf die vergangenen zwei Jahre zurückblickst: Welche zusätzlichen Kompetenzen haben sich bei Leinhäuser als ‚New Normal‘ etabliert, und welche Entwicklungen haben diesen Wandel geprägt?
Für uns hat sich nicht allzu viel verändert. Leinhäuser steht seit jeher für exzellente sprachliche Leistungen und einen offenen, zukunftsorientierten Technologieansatz. Dabei setzen wir seit vielen Jahren gezielt auf ausgewählte Tools für maschinelle Übersetzungen, die unsere linguistische Feinarbeit optimal ergänzen und den Mehrwert für unsere Kunden steigern.
Was sich durch den Siegeszug der KI-Systeme von OpenAI & Co. verändert hat: Es gibt keine Hemmschwelle mehr über maschinelle Übersetzungen zu sprechen.
Sie sind salonfähig geworden. Die Kompetenz, die heute mehr denn je unser Business als Sprachdienstleister prägt, ist deshalb der technologieoffene Dialog mit unseren Kunden: Sie interessieren sich gezielt dafür, ob und wie wir künstliche Intelligenz sorgsam in unsere Prozesse und in unsere Kommunikation integrieren – und wie wir damit unsere bewährte Text- und Servicequalität noch effizienter sichern können.
Wir erfassen sofort, was der Kunde wirklich braucht, und verleihen dem Text die sprachliche Präzision und Qualität, die seine Wirkung maximiert. Jeder von uns übersetzte Text erfüllt eine Aufgabe.
Heike Leinhäuser, Geschäftsführerin Leinhäuser Language Services GmbH
Wie profitieren eure Kunden konkret von dieser Kombination aus hoher sprachlicher Textqualität und zukunftsorientierter Servicequalität?
Der größte Benefit liegt darin, dass wir sehr prozessgesteuert arbeiten – und immer nach dem 4-Augen-Prinzip. Die KI ist dabei wie ein Teammitglied vor allem in die erste Prozessstufe – die Basisübersetzung – integriert. Anschließend übernehmen unsere professionellen Sprachmittlerinnen und Sprachmittler die linguistische Überprüfung und Revision.
Der entscheidende Vorteil hierbei ist unser Translation Memory, das wir für jedes einzelne Kundenunternehmen akribisch pflegen. In dieser kundenspezifischen Datenbank archivieren wir alle Textfreigaben. Sie enthält ausschließlich perfekt abgestimmte Endergebnisse in Bezug auf Textqualität, Corporate Language und Fachterminologie.
Wir Textprofis arbeiten seit Jahrzehnten mit dieser Technologie, die sich heutzutage optimal mit KI verzahnt. Das wertvolle Wissen unserer gut gepflegten Datenbanken nutzen wir für alle weiteren linguistischen Arbeiten dieser Kundenunternehmen. Speziell abgestimmt, exklusiv und unter Einhaltung aller IT-Security-Vorgaben. So ergibt sich ein optimaler Mix aus Schnelligkeit, Einsparung und punktgenauer Qualitätserfüllung.
Mein Appell: Übersetzt nicht selbst mit KI, sondern fordert unsere Expertise als Translation und Language Consultants ein. Erst die gezielte Kombination aus KI-Technologie, unserem Translation Memory, professionell erstellten Fachglossaren und der Revision durch unsere Teams ermöglicht signifikant verkürzte Durchlaufzeiten und Kosteneinsparungen – bei gleichbleibend hoher Qualität.
Heike Leinhäuser, Geschäftsführerin Leinhäuser Language Services GmbH
Wie sehen verkürzte Durchlaufzeiten bei Leinhäuser konkret aus?
Im Bereich Corporate Language und Communications lässt sich diese Art der Effizienz sehr gut veranschaulichen.
Hierfür hat sich Leinhäuser seit über 25 Jahren als verlässlicher Partner der Unternehmen etabliert.
Seit nunmehr 10 Jahren entwickeln wir uns systematisch aus der klassischen Übersetzungswelt in die Textwelt weiter. Auch Marketingtexte, unser Standbein neben der Kommunikation, müssen meist sehr schnell bearbeitet werden. KI alleine steigert hierbei nicht unsere Effizienz.
Erst die gezielte Kombination aus KI-Technologie, Leinhäuser Services und der Expertise unserer Linguistik-Profis ermöglicht es uns, hochpräzise und schneller zu arbeiten. Immer öfter übersetzen Kunden ihre Marketingtexte maschinell vor.
Sei es per DeepL oder integrierter KI in großen Workflow-Plattformen. Damit Marketingtexte wirklich funktionieren und ihren Zweck erfüllen, benötigen sie in der Regel noch etwa 20-40 % professionelles Finetuning. Genau dieses Optimierungspotenzial identifiziert unser erfahrener Linguistic Senior Staff auf einen Blick – und auf Augenhöhe mit unseren Ansprechpersonen in den Unternehmen. Wir übernehmen also genau die Arbeit, die sonst die Marketers selbst erledigen müssen und entlasten damit die Marketingteams erheblich.
Damit wir Marketingtexte explizit an die jeweiligen Marktgegebenheiten anpassen können, haben wir unsere Skills für Zusatzleistungen wie Editing, Adaption und Transcreation verfeinert. Manche Kunden nennen es auch immer noch Lektorat.
Dieser Qualitätsvorsprung unterscheidet uns deutlich von durchschnittlichen Übersetzungsdienstleistern. Dieses Beispiel zeigt sehr gut, wie sich unser Fokus in den letzten Jahren verlagert hat – weg vom klassischen Übersetzen, hin zum zweckgebundenen Senior Editing und Lektorat.
Du hast bereits DeepL als Tool genannt, welche Werkzeuge nutzt ihr darüber hinaus für eure Sprachdienstleistung?
Die Klassiker: ChatGPT als Impulsgeber und SurferSEO zur professionellen Suchmaschinenoptimierung.
Wir testen fortlaufend neue Tools, dabei darf man sich auch nicht verlieren. Nicht hektisch auf jeden Trend aufspringen.
Wichtig ist: Der Mensch ist der Pilot der KI.
Im Übrigen sind nicht alle Texte der Unternehmenskommunikation gleichermaßen für KI-unterstützende Prozesse geeignet. Im Marketing kann KI kontraproduktiv sein. Das erkennen unsere Copywriter sehr schnell. In vertraulichen Prozessen und Projekten, wie Financial Reportings, nehmen wir von KI selbstverständlich Abstand.
Um die Einbindung von KI als Teammitglied besser zu erklären und unsere Kunden auf Augenhöhe in diese Abläufe einzubinden, haben wir bereits 2023 den Leinhäuser DonnersTalk als Onsite Event ins Leben gerufen.
Zweimal im Jahr teilen ausgewählte Experten seither aktuelle Ergebnisse zu unterschiedlichen Themen mit unserem Team und unseren Kunden.
Das Interesse ist riesig.
Welche Rolle spielt kulturelle Relevanz bei Übersetzungen, und wie gewährleistet ihr, dass sie in euren Texten authentisch und zielgruppengerecht umgesetzt wird?
Marketingtexte sind besonders kultursensitiv. Damit internationale Werbekampagnen in den Zielmärkten funktionieren, recherchieren wir zum einen kulturelle Insights.
Zum anderen arbeiten wir weltweit mit Linguisten, die in den spezifischen Märkten wirklich zuhause sind. Sie alle sind Muttersprachler.
Um sicherzustellen, dass Inhalte nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell passen, berücksichtigen wir kulturelle Aspekte von Anfang an. Durch gezielte Adaption und Transcreation gelingt es uns dann, Werbebotschaften so in den Markt zu übertragen, dass sie beim Zielpublikum wirken – sowohl sprachlich wie auch visuell.
Für Claims, Slogans oder andere Marketing-Kurztexte liefern wir je drei Varianten, plus Backtranslation, plus eine Erklärung, wie wir den Slogan an den Markt angepasst haben. Selbstverständlich unter Berücksichtigung der Corporate Language.
Und wie stellt Leinhäuser die Fach-Terminologie in Branchen wie Finanz- oder Gesundheitswesen sicher?
Für uns als Premium-Sprachdienstleister für internationale Unternehmenskommunikation sind Normen zur Qualitätssicherung wie DIN ISO 17100 bzw. ISO 9001 das Rückgrat unserer Arbeit.
Zudem haben wir uns auf Genres wie Financial und Sustainability Reportings spezialisiert. Unsere Fachübersetzer haben eine zusätzliche Qualifikation als Accountants bzw. kontinuierliches Training im Hinblick auf IFRSs im Bereich Rechnungswesen sowie CSRD im neuen Nachhaltigkeitsreporting.
In den jeweiligen Genres schulen wir unsere Teams intern und bauen Fachwissen kontinuierlich aus. Letzteres untermauern wir mit technologie-unterstützter Terminologie, also fachspezifischen Glossaren für die Corporate Language des Unternehmens.
Diese Glossare beschleunigen unsere Abläufe und sichern eine gleichbleibend hohe Textqualität. Ebenso entscheidend wie die präzise Fachterminologie ist bei Leinhäuser der nächste Schritt der Arbeit: die Sicherung der Übertragungswege. Unser IT-Security ist wie ein digitales Fort Knox, das Vertraulichkeit, Integrität und Schutz vor unbefugtem Zugriff garantiert.
Seit Jahren erneuern wir diesbezüglich unser TISAX Label, das auf Augenhöhe mit dem IT Security Standard ISO 27001 koexistiert und in der Automobilbranche vorherrscht.
Konkret Hands-on: Wie geht ihr strategisch in eurem Geschäftsausbau vor?
Bei Leinhäuser verfolgen wir eine sehr stringente Positionierungsstrategie mit drei strategischen Schwerpunkten.
Die Konzern- und Vorstandskommunikation begleiten wir auf der Reporting-Ebene und den Corporate Communications, neben den Bereichen Legal und Human Resources.
KMU begleiten wir ganzheitlich in der internationalen Unternehmenskommunikation und ihrem Marketing. Und den internationalen Absatz von Produkten begleiten wir durch gezieltes Produktmarketing, Stichwort Lokalisierung. Innerhalb dieser sehr breit gefächerten Nische agieren wir „beyond translation“, also immer zweckbestimmt.
Hierfür identifizieren wir uns extrem mit der Buyer Persona, beraten und entwickeln Step by Step die gewünschten Sprachversionen gemeinsam mit unseren Ansprechpersonen. Deshalb sprechen wir hier auch nicht nur über Texte, sondern über Projekte. Unsere Beratung ist dabei ein kontinuierlicher Prozess. Sie erfolgt implizit, by doing.
Durch unsere Erfahrung und die Verantwortung, die wir für jede Übersetzung, Adaption und Transcreation tragen, sind wir mehr als ein Sprachdienstleister – wir sind ein kongenialer Textpartner für unsere Kunden.
Heike Leinhäuser, Geschäftsführerin Leinhäuser Language Services GmbH
Worin besteht aktuell der größte Beratungsbedarf bei euren Kunden?
Im Marketingumfeld, also bei der Lokalisierung und Internationalisierung. Eine Website auf Englisch zu übersetzen ist keine Internationalisierung.
Damit erreicht man nicht die Märkte weltweit. Wir bei Leinhäuser raten: Global agieren, aber lokal denken – genau dabei unterstützen wir Unternehmen.
Durch die gezielte Kombination aus KI-Technologie, kontinuierlich weiterentwickelten Übersetzungs-Datenbanken und unserer Expertise als engagierte Linguisten sichern wir sprachliche Präzision und kulturelle Relevanz in der internationalen Unternehmenskommunikation.
Und was sind aktuell die größten Stolpersteine? Wo liegen Deiner Meinung nach die Denkfehler bei den Entscheidern?
Zum einen wird die Komplexität der KI in unserer Sprachdienstleistung unterschätzt.
Wir bei Leinhäuser haben hierfür spezifisch ausgebildete Language Engineers in unsere Teams integriert.
Sie bereiten die Daten aus den unterschiedlichen Content Management Systemen für den nächsten Schritt vor. Wir erhalten ja ganz unterschiedliche Datenformate zur Bearbeitung.
Language Engineers machen diese Daten zugänglich. Zum anderen denken viele, dass sie über eine rein KI-gesteuerte Übersetzung sehr schnell Texte erhalten, die ihren Zweck erfüllen.
Das ist ein Trugschluss: Die KI leistet ganz klar einen Beitrag dazu Zeit und Kosten zu sparen. Aber eben nur, wenn sie in einen klugen Prozess integriert wird, als ein Baustein von vielen.
Was siehst Du persönlich als die größte Herausforderung für einen Premium-Sprachdienstleister in der heutigen Zeit?
Die größte Herausforderung ist das Language Engineering – also für jedes Projekt die passenden Schnittstellen zu identifizieren, um uns nahtlos in die Kommunikationsprozesse und Technologielandschaft der Unternehmen einzuklinken.
Nur so können wir eine präzise, zielgerichtete und qualitativ hochwertige Linguistik-Leistung gewährleisten. Dieser Prozess ist hochkomplex und entwickelt sich rasant weiter.
Wie meistert ihr bei Leinhäuser diese Herausforderung?
Durch kontinuierliche Weiterentwicklung und Anpassung: Wir verstärken unser Team gezielt mit Tech-Experten und setzen auf interne Mentoring-Programme, um die kontinuierliche Weiterqualifizierung aller Teammitglieder zu fördern.
„Nichts ist so beständig wie der Wandel“ – Was setzt ihr bei Leinhäuser zukünftigen Veränderungen entgegen?
Der Übersetzungsmarkt befindet sich seit Jahren in einem strukturellen Wandel.
Durch generative AI hat dieser Veränderungsprozess schlagartig an Fahrt aufgenommen. Wir bei Leinhäuser setzen dieser Entwicklung überlegtes Handeln, Agilität und einen verstärkten Dialog entgegen.
Wandel braucht den Dialog.
Deshalb gestalten wir Veränderungen auch weiterhin vorausschauend – und Hand in Hand mit unseren Kunden.
Redaktionsteam Leinhäuser
Sprachen sind unsere Leidenschaft. Deswegen nehmen wir regelmäßig auch aktuelle Entwicklungen und neue Tools unter die Lupe, die sich auf die Welt der Kommunikation auswirken. In verschiedenen Blogbeiträgen teilen unsere internen Expertinnen und Experten ihr Wissen und ihre Erkenntnisse zu spezifischen Bereichen unseres Portfolios und beleuchten wichtige Zukunftstrends für unsere Branche. Von kreativem Schreiben über Nachhaltigkeitsberichte bis hin zur Programmierung – jedes Mitglied unseres Teams zeichnet sich durch ein einzigartiges Profil aus und trägt so einem vielfältigen Gesamtbild bei.