Audiovisuelle Medien sind aus der modernen Unternehmenskommunikation nicht mehr wegzudenken – sowohl innerhalb einer Organisation als auch bei der Präsentation nach außen. Das Zusammenspiel von Bild und Ton entfaltet eine ganz andere Wirkung als reiner Text und verpackt die Informationen auf eine Art und Weise, die mehrere Sinne gleichzeitig anspricht.
Aber was, wenn eine Audio-Ausgabe nicht möglich oder gegebenenfalls auch gar nicht gewünscht ist? Oder wenn Barrierefreiheit gewährleistet sein muss? Oder wenn die Zielgruppe eine andere Sprache spricht und Sie Ihre Videos übersetzen lassen möchten?
In solchen Fällen sind intra- und interlinguale Untertitel die Lösung der Wahl. Aber wie bei jeder anderen Kommunikationsform hängt auch der Erfolg von einem untertitelten Video stark davon ab, wie effizient die Botschaft vermittelt wird.
In diesem Blog verraten wir Ihnen, worauf es bei guten Untertiteln ankommt, welche Herausforderungen sich ergeben können und wie Sie mit dem richtigen Language Service Provider (LSP) an Ihrer Seite sämtliche Hürden überwinden.
Aber als Schritt 1 klären wir zunächst eine ganz grundsätzliche Frage:
Was ist ein Untertitel?
Die Übertragung in eine andere Sprache von verbalen Aussagen in filmischen Medien in Form von ein- oder zweizeiligen Texten, präsentiert auf Leinwand oder Bildschirm und synchron zur Originalaussage.
Die Definition des dänischen Übersetzungswissenschaftlers und Untertitlers Henrik Gottlieb ist zwar schon einige Jahre alt, aber so aktuell wie eh und je.
Unsere einzige Ergänzung wäre, dass es sich dabei nicht zwingend um eine Übersetzung des Videos handeln muss. Oft ist es auch die Originalsprache, die verschriftlicht wird.
Und was bringt das?
Im Sinne der Inklusion profitieren vor allem Menschen mit Hörbehinderungen von einer Video-Datei mit integriertem Text, der neben der reinen Aussage auch Beschreibungen von Geräuschen und Musik enthalten kann. Untertitel bieten aber auch Vorteile für Social Media, wo im Vergleich zu Plattformen wie YouTube häufig bewusst auf die Tonwiedergabe verzichtet wird.
Interlinguale Untertitel eröffnen Ihnen die zusätzliche Möglichkeit, ein internationales Publikum anzusprechen und so die Reichweite Ihrer Videos schnell und reibungslos zu erweitern. Da die Original-Tonspur nicht verändert wird, bleibt das Video an sich vollkommen authentisch. Das ist besonders dann sinnvoll, wenn bekannte Persönlichkeiten und/oder mehrere verschiedene Personen zu hören sind, das Video auch ohne Ton funktionieren soll oder der Zeit- und Budgetrahmen knapp bemessen ist.
Der Teufel steckt im Detail
Ob innerhalb einer Sprache oder von einer Sprache in die andere – Gesprochenes in Geschriebenes zu verwandeln, dürfte doch nicht so schwer sein … oder etwa doch?
Bei der Erstellung von Untertiteln lauern unzählige Stolperfallen, denn Hören und Lesen sind nun mal zwei Paar Schuhe.
Das große Ganze
Ein Video ist immer Teil etwas Größeren und gehört zum Beispiel zu einer Marketingkampagne, einer internen Initiative oder einer bestimmten Kommunikationsstrategie. Damit Ihre Botschaft also auch im Untertitel die gewünschte Wirkung erzielt, sollten alle Beteiligten jederzeit genauestens darüber Bescheid wissen, in welchem Kontext das Video erscheint.
Das gilt vor allem bei der Zusammenarbeit mit einem Language Service Provider. Je mehr Informationen Sie bereitstellen, desto präziser wird auch die Verschriftlichung oder Übersetzung von Video-Inhalten in die gewünschte Sprache.
Transkript vs. Untertitel
Schritt 1 im Untertitel-Prozess ist die Transkription der Videodatei. Unter Einsatz von Spracherkennungstechnologie wird der Video-Content wortgetreu in einen Fließtext umgewandelt. Das bedeutet, dass das Transkript am Ende alles Gesagte unverfälscht widerspiegelt, also auch lautmalerische Füllwörter und bewusste oder unbewusste Versprecher enthält.
Allerdings sollten Sie der Software dabei nicht blind vertrauen. Auch wenn die maschinelle Unterstützung immer besser wird und erstaunliche Ergebnisse hervorbringt, empfiehlt sich immer ein zusätzlicher Check durch ein geschultes, menschliches Ohr und Auge. Sonst verwandelt sich der Einsatzbereich eines Militärhubschraubers aufgrund der missverstandenen Modellbezeichnung schnell in ein tierisches Unterfangen: „Der Affe ist hervorragend geeignet für solche Operationen.“ Oder aus dem wundervollen „Davos in winter“ wird plötzlich ein „Devil’s inventor“ – alles schon dagewesen.
Mit dem auf Herz und Nieren geprüften Transkript ist die Grundlage geschaffen, um den Content nach Bedarf weiterzuverarbeiten. Dabei liegt die Betonung auf „weiterverarbeiten“, denn natürlich kann das Transkript in seiner Reinform nicht als Text unter das Video gelegt werden. Der eine oder andere Schritt ist noch nötig, bevor sich der Untertitel Untertitel nennen kann.
So kommt der Text ins Video
Der nächste Schritt ist das sogenannte Spotting, die konkrete Erstellung von Untertiteln. Zwar gibt es an dieser Stelle keine stilistischen Eingriffe. Zur Vorbereitung werden jedoch alle Füllwörter, Doppelungen und Versprecher in der Transkription getilgt.
Der Grund liegt auf der Hand: Unvollständige, abgehackte Sätze, unnötige Wiederholungen und Wörter ohne Aussagewert beeinträchtigen die Lesbarkeit, wie das folgende Beispiel verdeutlicht.
Nachdem Sie Ihre Freigabe für die überarbeiteten Transkripte erteilt haben, wird der Text in eine Untertitel-Software eingelesen. Derartige Tools verfügen über alle Einstellungen, die zur Bearbeitung der Dateien erforderlich sind.
Zuerst werden die Transkripte nach universal festgelegten Untertitel-Regeln segmentiert, mit Zeitstempeln (den sogenannten Timecodes) versehen und bei Bedarf noch weiter gekürzt – sofern Sie denn grünes Licht für die Anpassung der Länge gegeben haben.
Die Segmentierung folgt dabei dem Prinzip der Sinneinheiten. Wörter, die im Satzgefüge eine feste Einheit bilden, sollten nicht auf zwei Zeilen aufgeteilt werden – geschweige denn auf zwei Untertitel.
Ein Beispiel fürs Englische:
Ab dem „how“ beginnt der Nebensatz, der allerdings nur den Artikel verrät, sodass sich beim Zuschauen und Lesen unweigerlich eine gewisse Ungeduld breitmacht.
Das zugehörige Substantiv zeigt sich erst im nächsten Bild, aber auch hier werden die Nerven wieder auf eine Zerreißprobe gestellt.
Denn die Auflösung folgt erst ganz am Ende. Besser wäre: […] better understanding / how the principles / are put into action.
Falsche Sinneinheiten sind im Deutschen genauso ärgerlich:
Auch hier sind Artikel und Bezugswort auseinandergerissen.
Genau das gleiche passiert im nächsten Bild …
… nur um dann in einem alleinstehenden Wort zu enden, das jeglichen Zusammenhang verloren hat. Besser wäre: […] besseres Verständnis / für die praktische Umsetzung / der Prinzipien.
Das Finetuning
Nachdem die Segmentierung und die Timecodes stehen, kommen die Software-Tools für die Detail-Einstellung ins Spiel: Neben der Schriftart, -größe und -farbe wird in der Untertiteldatei beispielweise je nach Video-Hintergrund festgelegt, ob die Buchstaben gegebenenfalls umrandet oder die Untertitel farblich unterlegt werden sollen, um die Lesbarkeit zu erhöhen.
An welcher Position die Untertitel erscheinen, wird ebenfalls nicht dem Zufall überlassen. Jedes Detail ist mit größter Genauigkeit durchdacht.
Und schon ist der Untertitel fertig. Aber halt, war da nicht vorhin die Rede von Textkürzungen? Warum eigentlich?
In der Kürze liegt die Würze
Das menschliche Gehirn kann pro Sekunde nur eine bestimmte Anzahl an Zeichen erfassen. Wie diese Zeichen angeordnet sind und in welchem Sinnzusammenhang sie stehen, wirkt sich immens auf das Untertitel-Erlebnis aus.
Auf der Grundlage von sprachwissenschaftlichen Erkenntnissen haben sich daher mit der Zeit allgemeingültige Regeln für die Zeichen pro Zeile, die Standzeit im Video oder auch die Segmentierung des Textes etabliert, die sogar den Wechsel zwischen Untertiteln einbeziehen.
Das Platzangebot und die Anzeigedauer sind also begrenzt. Logisch, dass damit auch textliche Längenbegrenzungen einhergehen. Denn wer kann schon genauso schnell lesen wie zuhören?
Timing ist alles
Aus zeitlicher Perspektive bedeutet das: Jede Aussage in einem Video erhält einen Timecode, der festlegt, ab wann und wie lange der jeweilige Untertitel im Video zu sehen ist.
Idealerweise sollte der Untertitel parallel zum Gesprochenen auch exakt den gleichen Inhalt anzeigen, um das Ablenkungspotenzial aufgrund von Diskrepanzen zwischen Gehörtem und Gelesenem möglichst klein zu halten. Bei der Videoübersetzung ergeben sich dadurch noch ein paar zusätzliche Herausforderungen.
Videos übersetzen. Oder: Besonderheiten von Kulturen und Sprachen
Wenn Sie deutsche Video-Inhalte beispielsweise auf Englisch, Chinesisch, Spanisch, Russisch, Japanisch, Französisch oder einer anderen Fremdsprache für Ihre Zielgruppe bereitstellen möchten, holen Sie sich am besten Unterstützung von einem Übersetzungsdienst mit einschlägiger Untertitel-Erfahrung.
So brauchen Sie sich nicht selbst mit Plattformen wie YouTube, Möglichkeiten zum Speichern und Austauschen von Dateien wie Dropbox oder einem bestimmten Video-Editor auseinanderzusetzen. Ihr LSP kümmert sich um alle technischen Aspekte – und deckt gleichzeitig jede gewünschte Sprache ab.
Wie bei jeder anderen Übersetzung spielen die Feinheiten, die andere Kulturen und Sprachen mit sich bringen, eine zentrale Rolle. Vor allem wegen der syntaktischen Eigenheiten geraten so manche Übersetzerinnen und Übersetzer ins Schwitzen.
Bei der Übersetzung von einer romanischen Sprache in eine andere aus derselben Sprachfamilie wie Spanisch oder Französisch sind diese Hürden noch relativ leicht zu bewältigen, da sich der Satzbau kaum unterscheidet. Bei germanischen Sprachen wie Deutsch und Englisch gibt es schon deutlichere syntaktische Abweichungen. Und bei Übersetzungen zwischen verschiedenen Sprachfamilien ist besonderes linguistisches Feingefühl gefragt.
Schließlich gilt hier die gleiche Prämisse wie bei intralingualen Untertiteln: größtmögliche Kongruenz von Gehörtem und Gelesenem.
Einer von vielen Gründen besteht darin, dass es immer sein kann, dass das Publikum beider Sprachen mächtig ist. Wenn der angezeigte Text dann nicht zu dem passt, was gerade gesagt wird, entstehen unter Umständen Zweifel an der Korrektheit und Genauigkeit der Übersetzung oder die Irritation wird so groß, dass es nicht mehr möglich ist, dem Video konzentriert zu folgen.
Zur besseren Veranschaulichung der Satzbau-Problematik ein kleines Beispiel:
Die Verben „prepare for“ und „adapt to“ sind ziemlich harmlos, ihre deutschen Pendants allerdings nicht. Zwar schließt in beiden Fällen der Akkusativ an (immerhin etwas!), aber sowohl „vorbereiten auf“ als auch „anpassen an“ besitzt eine Vorsilbe, die im Satz ganz nach hinten rutscht.
Weder vorbereiten wir uns, noch anpassen wir uns, sondern wir bereiten uns VOR und passen uns AN. Und wenn wir jetzt noch die „ever-changing circumstances“ dazwischenschieben, geraten die bereits erwähnten Sinneinheiten völlig aus dem Ruder – ganz zu schweigen vom Zeichenlimit. Haben Sie übrigens gewusst, dass deutsche Übersetzungen zehn bis 35 Prozent länger ausfallen als die englischen Vorlagen?
In solchen Fällen bietet es sich an, den Ausgangstext von seinem Podest herunterzuholen und ganz nüchtern zu betrachten. Was ist hier die Grundaussage? Ist es wirklich erforderlich, alles 1:1 zu übersetzen, oder kann mit freier Hand vorgegangen werden?
Wenn syntaktische Hürden wie in unserem Beispiel einer möglichst getreuen Übersetzung im Wege stehen, ist linguistische Kreativität gefragt – mit einem umgekehrten Satzbau und der Bedeutungsverschmelzung verschiedener Wörter:
Da sich Umstände stetig ändern, / entwickeln auch wir uns immer weiter.
Der perfekte Untertitel
Fassen wir also zusammen: Ein optimales Zusammenspiel aus der authentischen und präzisen Wiedergabe des Gesagten und der Befolgung konkreter Untertitelungsregeln erzielt beste Ergebnisse in puncto Lesbarkeit und Verständnis.
Nur wenn alles ein harmonisches Gesamtbild ergibt, ist ein reibungsloses Untertitel-Erlebnis gewährleistet. Und im Idealfall sind die Zuschauerinnen und Zuschauer am Ende selbst erstaunt darüber, wie mühelos und selbstverständlich sie alle Informationen mitbekommen haben.
Das Media Studio von Leinhäuser
Als feste Größe für alles rund um Sprache bietet Leinhäuser Language Services ein umfassendes Portfolio an verschiedensten Leistungen, darunter auch das Media Studio. Dahinter verbirgt sich ein sprachlich wie technisch hochversiertes Team, das unter anderem auf AudioVideo-Lokalisierung spezialisiert ist und so dafür sorgt, dass Sie mit Ihren Videos auch auf internationalem Parkett glänzen.
Redaktionsteam Leinhäuser
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