Nutzen Sie den Curb-Cut-Effekt für Ihre digitalen Medien?
Was haben Bordsteinabsenkungen mit digitaler Barrierefreiheit zu tun? Wir bei Leinhäuser sind zwar in der Welt der Sprachen zu Hause, möchten aber zur Beantwortung dieser Frage einen kurzen Ausflug in die Stadtplanung unternehmen. Bordsteinabsenkungen (englisch: curb cuts) finden sich in regelmäßigen Abständen an jedem Gehweg und bezeichnen – wie der Name bereits sagt – die Absenkung der Bordsteinkante bis auf die Fahrbahnhöhe. Auf diese Weise sollen sich Personen mit Behinderung leichter im öffentlichen Raum bewegen können. Dieses Ziel wurde klar erreicht. Alle, die schon einmal einen Kinderwagen oder ein Fahrrad über den Gehweg geschoben oder einen Koffer hinter sich hergezogen haben, dürften allerdings bestätigen können: Auch sie profitieren von der größeren Barrierefreiheit. So erfüllt das Baukonzept nicht nur seinen ursprünglichen Zweck, sondern birgt ganz nebenbei zusätzliche Vorteile für viele andere Menschen. Dieses Phänomen hat sogar einen eigenen Namen: Curb-Cut-Effekt.
EU-Richtlinie zur Barrierefreiheit
Aktuell leben in der EU über 80 Millionen Menschen mit einer Beeinträchtigung und/oder Behinderung, was mehr als einem Viertel der erwachsenen Bevölkerung des gesamten Kontinents entspricht. Dennoch wird Barrierefreiheit in vielen Bereichen oft erst nachträglich mitgedacht. Nicht selten wird sie ganz vernachlässigt. Bald könnte sich dies jedoch ändern. Im Juni 2025 tritt die EU-Richtlinie über die Barrierefreiheitsanforderungen für Produkte und Dienstleistungen in Kraft (European Accessibility Act, EAA). Ab diesem Zeitpunkt sind alle Unternehmen gesetzlich dazu verpflichtet eine deutlich größere Zugänglichkeit zu ihren Waren und Services sicherzustellen als bisher – darunter fallen auch audiovisuelle Medien. In diesem Blogartikel erfahren Sie, wie Sie Ihre Medien barrierefrei und EAA-konform gestalten und inwiefern Sie sich dabei den Curb-Cut-Effekt zunutze machen können.
Audiodeskription
Bei der Audiodeskription (AD) werden auditive Beschreibungen von Szenenbildern, Körpersprache, Gesichtsausdrücken und Bewegungen zwischen den Dialogen und anderen akustischen Informationen auf einer separaten Tonspur wiedergegeben, wodurch visuelle Inhalte für blinde und sehbehinderte Menschen hörbar werden. Laut neuester Studienerkenntnisse finden aber beispielsweise auch Personen aus dem Autismus-Spektrum dank AD einen leichteren Zugang zu visuellen Medien, da sie verschiedene Emotionen so besser einschätzen können. In genereller Hinsicht bietet Audiodeskription einfach mehr Flexibilität: Da das Geschehen auf dem Bildschirm nicht zwingend mit den Augen verfolgt werden muss, um alles mitzubekommen, können nebenbei andere Aufgaben erledigt werden.
Transkription
Transkripte geben alle akustischen Inhalte eines Videos in schriftlicher Form wieder, was Menschen mit Hörbehinderung die digitale Teilhabe erleichtert. Darüber hinaus ergeben sich jedoch noch weitere Vorteile. Wichtige Informationen aus Ihrem Video oder Podcast lassen sich schnell und einfach wiederfinden oder nachlesen; und wenn Sie Ihr Transkript interaktiv gestalten, reicht ein Mausklick auf ein Wort aus, um sofort an die entsprechende Stelle im Video oder Podcast zu springen.
Intralinguale Untertitel
Intralinguale Untertitel erscheinen synchron zum Originalton auf dem Bildschirm und enthalten alle akustischen Informationen eines Videos, sodass Dialoginhalte, Soundeffekte oder auch Liedtexte mitgelesen werden können. Ursprünglicher Sinn und Zweck war eine stärkere Inklusion von Menschen mit Hörbehinderung. Mittlerweile gelten intralinguale Untertitel allerdings als Paradebeispiel des Curb-Cut-Effekts, denn sie sind in vielen Situationen das Mittel der Wahl: wenn laute Hintergrundgeräusche die Tonspur überdecken; wenn die Audiowiedergabe per Lautsprecher eher unpassend ist, aber gerade keine Kopfhörer zur Hand sind; oder wenn Videos in einer Sprache geschaut werden, die zwar im Großen und Ganzen verständlich, jedoch nicht die eigene Muttersprache ist. Und manche Menschen mögen Untertitel einfach. Einer aktuellen Umfrage von YouGov zufolge greifen 61 Prozent der 18- bis 24-Jährigen im Vereinigten Königreich bewusst darauf zurück, wenn sie sich etwas ansehen. Das können wir ihnen nicht verdenken, schließlich wissen auch wir um den Wert von Untertiteln.
Mit rundum zugänglichen Medien vergrößern Sie die Reichweite Ihrer Botschaften, bieten Ihrem Zielpublikum mehr Flexibilität und werden gleichzeitig allen EAA-Anforderungen gerecht. Sie möchten mehr über unsere AV-Leistungen für mehr Barrierefreiheit erfahren? Unser AudioVideo-Team berät Sie gerne – wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!
Redaktionsteam Leinhäuser
Sprachen sind unsere Leidenschaft. Deswegen nehmen wir regelmäßig auch aktuelle Entwicklungen und neue Tools unter die Lupe, die sich auf die Welt der Kommunikation auswirken. In verschiedenen Blogbeiträgen teilen unsere internen Expertinnen und Experten ihr Wissen und ihre Erkenntnisse zu spezifischen Bereichen unseres Portfolios und beleuchten wichtige Zukunftstrends für unsere Branche. Von kreativem Schreiben über Nachhaltigkeitsberichte bis hin zur Programmierung – jedes Mitglied unseres Teams zeichnet sich durch ein einzigartiges Profil aus und trägt so einem vielfältigen Gesamtbild bei.