Fünf Punkte, die man bei der Konzeption von Videos bedenken sollte
Untertitel als gewählte Alternative zum Ton
Gerade aus den sozialen Medien sind untertitelte Videos nicht mehr wegzudenken. Dort erreichen sie weit mehr Nutzer als andere Posts oder Videos ohne Untertitel. Die meisten Plattformen bieten die sogenannte Autoplay-Funktion. Das heißt, dass beim Durchscrollen der Pinnwände angezeigte Videos automatisch abgespielt werden – aber ohne Ton. Die Stummschaltung wird meist erst dann aufgehoben, wenn das Interesse beim Nutzer bereits geweckt wurde. Werden beim Autoplay also keine Untertitel eingeblendet, scrollt der Nutzer ganz schnell weiter und wir haben die Chance, sein Interesse zu wecken, schon verpasst. Die Untertitelung – auch in der Ausgangssprache – ist heute also mehr als nur eine Option.
Bei der Untertitelung geht es nicht mehr nur darum, diejenigen zu erreichen, die die abgespielte Sprache nicht sprechen oder hörbeeinträchtigt sind. Es geht auch um die vielen mobilen Nutzer, die Videos fast ausschließlich ohne Ton angezeigt bekommen oder unterwegs wie im Büro absichtlich auf den Ton verzichten.
Editieren des Transkripts
User-generierter Content, Webinare, Interviews und Vox Pops liefern authentische Inhalte, die frei und ohne Skript vor der Kamera eingesprochen werden. Leichte grammatikalische und lexikalische Fehler nehmen dem Auftritt häufig die Steifheit und verleihen sogar einen gewissen Charme. Übernimmt man diese Fehler jedoch wortgetreu im Transkript und in den Untertiteln in der Ausgangssprache erzeugen wir damit keinen Mehrwert. Bei Corporate-Filmen steht der Inhalt im Vordergrund und wortgetreue Untertitel können verwirren, wenn die Formulierung in Schriftform die Fehler der gesprochenen Sprache ohne Korrektur wiedergibt.
Eine Studie der Macquarie Universität in Australien hat ergeben, dass wortgetreue Untertitel, die auch Füllwörter und die syntaktischen und semantischen Ungereimtheiten der gesprochenen Sprache enthalten, mit einer um 52% höheren Wahrscheinlichkeit übersprungen und nicht kognitiv verarbeitet werden.
In Punkt 1 haben wir bereits festgestellt, dass Nutzer sich Videos im ersten Schritt meist ohne Ton ansehen. Aber auch wenn ein Sprecher schwer zu verstehen ist, sind Untertitel nützlich. Damit ein Zuschauer am Ball bleibt, sollte das Transkript vor der Untertitelung also überarbeitet werden damit sich die Untertitel gut lesen lassen und auch kognitiv verarbeitet werden können. Wortgetreue Untertitel führen eher dazu, dass der Zuschauer das Video abbricht.
Planen Sie also Zeit und Ressourcen für diesen Editing-Schritt mit ein.
Broadcast-Regeln für Untertitel
Da immer mehr Content in Videoform erstellt wird, trauen sich auch immer mehr Fachfremde an das Medium Film heran. Bei der Untertitelung lohnt es sich, sich mit den gängigen Standards aus der Broadcast-Welt auseinanderzusetzen und mit Profis zusammenzuarbeiten. Gute Untertitel sind kein Luxus, den man sich gönnt, sondern das A und O, um seine Zielgruppe zu erreichen. Untertitel sind schriftliche Dolmetscher in zeitlich eng begrenztem Rahmen – es geht hier also nicht um die schönste Formulierung, sondern darum, dass der Inhalt im Kern erfasst wird und sich die Untertitel dabei gut und flüssig lesen lassen.
Untertiteln ist ein Handwerk, dem eine Reihe von strikten Regeln zugrunde liegt. Wie lang darf ein Untertitel sein, damit er sich gegen das Bewegtbild lesen lässt? Wo muss er auf dem Bild sitzen? Wie teilt man Untertitel auf? Es lohnt sich, beim Untertiteln auf solch wichtige Fragen eine Antwort parat zu haben, damit die Nutzer die Inhalte aufnehmen und kognitiv verarbeiten können.
Video-Konzeption mit Weitblick
Wenn Sie vorhaben, Ihren Video-Content in mehreren Ländern zugänglich zu machen, behalten Sie bei der Erstellung Ihrer Videos die Lokalisierung im Blick. Später benötigte Untertitel sollten bereits während der Konzeptionsphase bedacht werden. Texteinblendungen, viele Schnitte und Bildwechsel oder zu schnell gesprochene Inhalte sind kritische Faktoren, die die Untertitelung von Filmen erschweren können und den Erfolg der Lokalisierung beeinflussen.
Es gibt auch Inhalte, die sich schlichtweg nicht untertiteln lassen oder wo ein VoiceOver nicht sinnvoll ist. Das können animierte Erklärfilme oder Präsentationen, Screen Captures oder Videos mit vielen Texteinblendungen sein. Hier muss der Nutzer dem Bildschirmgeschehen folgen, und das Auge kann sich nicht gleichzeitig auf Untertitel konzentrieren. Derartige Inhalte müssen im Ursprungsformat lokalisiert werden, was das vorgegebene Budget sprengen könnte.
Terminsache
Vergessen Sie bei der Festlegung des Publikationstermins die Lokalisierung nicht. Sowohl die Übersetzung und das Editieren als auch die Untertitelung oder das Aufzeichnen von VoiceOvers nehmen Zeit in Anspruch, was man einplanen muss.
Die wachsende Affinität zu Videos in der Corporate-Welt ist nicht unbegründet, sprechen Videos den Zuschauer doch direkt an und vermitteln Content schnell und auf eingängige Art und Weise. Es lohnt sich, Zeit und Gedanken nicht nur in die Videoproduktion selbst, sondern auch in die nachgeschaltete Übersetzung und Untertitelung zu investieren – Ihr Video verdient es, von Ihrer Zielgruppe gesehen und verstanden zu werden, und gut umgesetzte Untertitel sind eine wirkungsvolle Maßnahme, um den Wirkungsradius Ihres Videos zu erweitern.
Unser Audiovideo-Team freut sich, Sie hierbei zu unterstützen – schreiben Sie uns an!