Denken Sie darüber nach, in die Schweiz zu expandieren, sind sich aber nicht sicher, wie lokal Sie die Kommunikation gestalten sollten? Eine nicht selten gestellte Frage unter Unternehmen, die ihren Online-Auftritt in deutscher Sprache optimal auf den deutschen Sprachraum in der Schweiz ausrichten möchten.
Die alemannischen Dialekte und im speziellen das Schweizer Deutsch unterscheiden sich nur in Teilen von der deutschen Standardsprache, also Hochdeutsch. Doch wenn Sie die lokalen Sprachvarianten ignorieren, kann es bisweilen etwas kompliziert werden.
Was ist Schweizer Deutsch eigentlich?
Laut einiger Linguisten handelt es sich beim in der Schweiz gesprochenen Deutsch nicht um eine eigene Sprache, sondern um eine Ansammlung an alemannischen gesprochenen Dialekten. Der Sprachatlas der deutschen Schweiz zeigt von Kanton zu Kanton Unterschiede in der Sprechweise der Menschen. Es ist also kaum möglich, ein allgemeingültiges Regelwerk der alemannischen Mundarten zu definieren.
Öffentliche Kommunikation, Medien, aber auch Schulen greifen auf das Schweizer Hochdeutsch zurück, das dem Standarddeutsch nahezu vollständig entspricht. Auf diese Art werden Verständigungsschwierigkeiten im deutschsprachigen Teil der Schweiz vermieden.
Auf dem Papier unterscheiden sich schweizerdeutsche Ausdrücke kaum von der standarddeutschen Sprache – beide Gruppen verstehen sich wohnortunabhängig.
Ist also der kurze Weg ohne Umweg über schweizerische Wörter ausreichend für die Kommunikation mit Ihrem Schweizer Zielpublikum? Kann sein. Zumindest werden alle Adressaten Ihre Inhalte verstehen. Sollten Sie diese Abkürzung also nutzen? Das hängt ganz von Ihrer Branche, der Zielgruppe, Ihrer globalen Marketingstrategie und Ihrer gewünschten Positionierung auf diesem Markt ab.
Die wichtigsten Unterschiede
Die Unterschiede zwischen Schweizer Deutsch und Hochdeutsch finden sich im Vokabular, in der Aussprache, in der Grammatik, aber auch in der Schreibweise. Die meisten dieser Unterschiede resultieren aus den französisch-italienischen Einflüssen – vergleichbar mit den Walserdialekten Norditaliens – der französisch- und italienischsprachigen Bevölkerung in der Schweiz.
Vokabular
Das Schweizer Deutsch umfasst eine Reihe an Begriffen, die im Standarddeutschen nicht gebräuchlich sind. Die Unterschiede reichen hier von alltäglichen Aktivitäten bis hin zu branchenspezifischer Terminologie. In der Schweiz sagt man beispielsweise nicht „danke“, sondern nutzt das französische „Merci“. Der Bürgersteig nennt sich „Trottoir“ und die Kartoffel wird zum „Herdöpfel“.
In ländlich geprägten Gebieten unterscheiden sich besonders Begriffe rund ums Wetter oder um landwirtschaftliche Aktivitäten von den in Deutschland gebräuchlichen Ausdrücken.
Aussprache
Die Aussprache der schweizerdeutschen Konsonanten ist etwas härter als im hochdeutschen Sprachgebrauch. Gleichzeitig werden Vokale in Diphtongen im Hochdeutschen länger als in der Schweiz gesprochen. Zusätzlich unterscheidet sich die Aussprache von Kanton zu Kanton, sodass es für Außenstehende nicht einfach ist, die „korrekte“ Aussprache zu erkennen.
Grammatik
In der deutschsprachigen Schweiz wurde die gesprochene Sprache etwas vereinfacht. Aufgrund von französischen und italienischen Einflüssen kommt der Genitiv nicht zur Anwendung und es werden weniger Zeiten zur Unterscheidung der Vergangenheit und der Gegenwart genutzt. In der Schweiz werden hauptsächlich Perfekt und Präsens verwendet und damit die gerade für fremdsprachige Anwender problematischen unterschiedlichen Zeitschienen vermieden.
Schreibweise
Die Unterschiede in der Schreibweise ähneln den Unterschieden zwischen britischem und amerikanischem Englisch. Manchmal fehlt ein Vokal oder Konsonanten werden gedoppelt. In einigen Begriffen wurde der Buchstabe k durch das Schweizer ch ersetzt.
Sollten Sie Ihre deutschsprachigen Inhalte für die Schweiz lokalisieren?
Die Unterschiede sind offensichtlich kaum zu übersehen – dennoch behindern sie die Kommunikation kaum. Ein deutschsprachiger Linguist ist durchaus in der Lage, Ihre fremdsprachigen Inhalte problemlos für Ihr Schweizer Publikum zu übersetzen.
Die Texte werden also verstanden. Dennoch wird Ihre deutschsprachige Zielgruppe in der Schweiz sofort bemerken, dass Ihre Botschaft nicht wirklich zielgruppenorientiert erstellt wurde. Da sie beide Sprachen beherrscht, werden untypische deutsche Begriffe sofort erkannt und Ihr Auftritt wird möglicherweise zum Fauxpas.
Sollten Sie also lokale Übersetzer und Copywriter einsetzen und tausende Wörter Content an die Unterschiede anpassen? Es gibt hier kein richtig oder falsch.
Als Faustregel sollten Sie bei Ihrer Entscheidung das Ziel Ihrer Kommunikation berücksichtigen.
Beispielsweise in Compliance-kritischen Situationen ergibt die Verwendung von Hochdeutsch durchaus Sinn. Beispiele bietet die technische Dokumentation mit Anleitungen, Gebrauchsanweisungen, Lernressourcen, Handbüchern, Wissensdatenbanken und Wikis. Auf diese Art vermeiden Sie Mehrdeutigkeiten und liefern ein Standardprodukt in den kompletten deutschsprachigen Raum.
Für Marketingmaterialien, Web Content und interne Kommunikation hingehen empfiehlt es sich, genau im Auge zu behalten, wie es sich auf Ihre Kommunikation auswirkt, wenn Sie nicht die Sprache Ihrer Kunden, Mitarbeiter oder Geschäftspartner sprechen. Möglicherweise können Sie mithilfe einer Lokalisierung langfristig wichtige Erfolge in der Zusammenarbeit erzielen.
Fazit
Es gibt keine Standardlösung. Es spielen viele Faktoren bei einer fundierten Entscheidung mit, ob Sie die lokale Sprache nutzen oder auf deutsche Standardsprache bauen.
Konsequent genutztes Standarddeutsch kann die Kommunikation erleichtern, aber auch einen Graben zwischen Ihnen und Ihrem Zielpublikum ziehen. Sie gehen mit einer zu formellen Kommunikationsstrategie möglicherweise das Risiko einer kulturellen Barriere ein, die Ihre Marke weniger attraktiv für die Zielgruppe macht.
Andererseits müssen Sie bei einer vollständigen Lokalisierung befürchten, eventuell die Konformität mit der lokalen Gesetzgebung einzubüßen und gleichzeitig die Übersetzungskosten unnötig in die Höhe zu treiben.
Ein Expertenteam an Ihrer Seite kann Ihnen die Entscheidung erleichtern. Professionelle Übersetzungsanbieter arbeiten mit örtlichen Spezialisten, die Sie dabei beraten, wann und wie Sie Schweizer Deutsch nutzen sollten, um Ihre Zielgruppe besser abzuholen und die Lokalisierungskosten zu relativieren.