Oder: Wie Du hineinrufst in den Wald…
Vor einigen Tagen hatte ich ein recht unerfreuliches Erlebnis auf Twitter. Und ich bin mir fast sicher, dass so etwas den meisten von Euch auch schon einmal passiert ist.
Ich saß gerade vor meinem Rechner, nahm einen großen Schluck Mineralwasser zu mir und klickte mich durch Twitter, als ich über einen Account stolperte, der mein Interesse weckte. Der User – nennen wir ihn Bob – besaß eine interessante Biographie und widmete sich neben Social Media auch dem Thema, wie man ein gesundes, zufriedenes Leben führt. Prima! Genau das, was ich gerne lese. Ganz besonders aber faszinierte mich sein tolles Header-Bild: ein ruhiger See am Fuße eines wunderschönen Bergmassivs – eine Szene wie aus einem Traum. Was gibt es Schöneres, als sich am Morgen an so einer majestätischen Kulisse zu erfreuen? Gut gelaunt und überaus angetan folgte ich Bob und bemerkte zudem, dass er mir früher bereits gefolgt war. Ich schickte ihm also kurzerhand eine private Nachricht, um hallo zu sagen und ihn zu fragen, wo er dieses fantastische Foto aufgenommen hatte. Als Antwort erhielt ich Folgendes:
„You rule! Thank you for the follow. Hope you are having a kick a$$ day! Would love to connect on FB: XXXX“
Zugegebener Maßen war ich danach ziemlich irritiert. Warum? Ich finde es äußerst enttäuschend, wenn ich einem neuen Bob auf Twitter folge und dann lediglich eine dieser automatisierten Antworten erhalte, in der ich dazu aufgefordert werde, ihm auf diversen anderen Kanälen zu folgen. Wie viele Follower haben genau dieselbe Nachricht wohl schon vor mir erhalten? Wertschätzung bringt man seinen Followern auf jeden Fall so nicht entgegen. Im Übrigen entsprechen fast alle automatisierten Nachrichten von Twitter-Usern diesem Muster: „Thank you for following + How are you?/You are awesome! (optional) + Follow me there and there + I like or follow back!“ Ist das die Art, jemanden näher kennenzulernen, mit dem man gerade online Bekanntschaft geschlossen hat? Ich denke nein. Denn im Grunde wird mit so einer Nachricht nur eines ausgedrückt: du interessierst mich nicht! Und wo kein echtes Interesse herrscht, existiert auch keine Kommunikation.
Das Geheimnis erfolgreicher Kommunikation
Leider habe ich diese automatisierten Antworten auf Twitter schon öfter erhalten und mich jedes Mal darüber geärgert. Und jedes Mal frage ich mich: Glaubt der Betreffende wirklich, dass ich ihm nach so einer Nachricht auf Facebook oder Instagram folge, wenn er sich doch eigentlich nur für sich selbst und nicht für mich interessiert?
Bob hat einfach die Grundregel vergessen, die für die menschliche Kommunikation gilt: Wenn ich mich nicht für die Belange meines Gegenübers interessiere, wird sich diese Person auch nicht darum kümmern, was ich zu sagen habe. Ergo: es ist keine echte Kommunikation möglich. Das gilt auch in der Geschäftswelt. Es ist nicht wichtig, was für ein Produkt oder eine Dienstleistung ich anbiete – entscheidend ist, ob die betreffende Person die Sache auch braucht und ob sie ihm einen Nutzen bringt! Denn wenn nicht, kann ich das beste Produkt oder den besten Service anbieten – es wird niemanden kümmern. Und am besten erfährt man, was ein Kunde wirklich braucht, indem man sich ehrlich für ihn interessiert.
Wie Du hineinrufst in den Wald…
Was ich sagen möchte, ist eigentlich ganz einfach: Egal, ob man in sozialen Medien oder im realen Leben miteinander kommuniziert: wenn ich mein ehrliches Interesse an jemandem bekunde, gewinne ich seine Aufmerksamkeit. Achtet darauf, was jemand hören möchte, und er wird zuhören, was ihr zu sagen habt. Kümmert Euch darum, was jemand wirklich braucht, dann interessiert er sich auch für Euer Angebot. Denn jemandem echtes Interesse entgegenzubringen, ist das Geheimnis erfolgreicher Kommunikation. Im Fall von Bob wäre das sehr einfach gewesen: ich wollte lediglich wissen, wo er das besagte Foto aufgenommen hatte. Er hätte also nur meine Frage beantworten und mich anschließend fragen müssen, ob ich ihm auf Facebook folge. Denn das hätte ich dann liebend gerne getan. Da Bob aber zu beschäftigt war und sich nicht weiter um mein Anliegen gekümmert hat, konnte er für sein Anliegen auch mein Interesse nicht wecken.
Aus meiner ersten (und vermutlich letzten) digitalen Begegnung mit Bob habe ich also drei Dinge gelernt:
- Verhalte Dich „sozial“: achte darauf, was jemand hören möchte. Meistens hören die Menschen einem dann auch zu.
- Wenn Euch jemand auf Twitter folgt, sendet entweder eine nette, persönliche Nachricht oder lieber gar keine.
- Twitter Header-Bilder können eine große Wirkung erzielen. Man sollte sie nicht leichtfertig einsetzen.