In den vergangenen Jahren mussten wir alle uns mit der Digitalisierung ungewollt stark auseinandersetzen – Corona mit all den Lockdowns und Homeoffice-Phasen hat Online-Meeting-Formaten wie GoToMeeting, TEAMS, Jitsi und vielen anderen einen raschen Aufschwung beschert und uns alle zu Video-Meeting-Spezialisten gemacht. Udo Leinhäuser (iSEO.works) ist der Sache auf den Grund gegangen im Interview mit Robert Spengler. Die Untertitelung und Transkription der Interview-Aufzeichnung ist durch unser Leinhäuser internes Audio-Video-Team erfolgt.
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Udo: Heute habe ich jemanden zu Gast, der sich selber als Rampensau bezeichnen mag, diesen Titel sicherlich auch im positiven Sinne absolut verdient. Ich habe ihn vor vier Jahren auf der Bühne live erlebt. Heute macht er Menschen fit für die kleine Präsentation im Unternehmen und aber auch den starken Auftritt auf der ganz, ganz großen Bühne.
Ich begrüße ganz herzlich den Trainer, Keynote Speaker und Autor Robert Spengler. Herzlich Willkommen, Robert!
Robert: Hallo, vielen Dank, Udo, für die Einladung. Ja, hier ist sie, die Rampensau. Ich selber bezeichne mich übrigens nicht so. Nein, ich werde oft so bezeichnet. Von daher war das im Prinzip jetzt richtig und vielleicht für die Zuschauer, Leser oder Zuhörer jetzt ganz interessant: Die Rampensau ist in der Regel beim Publikum positiv behaftet. Also, Rampensau ist einer, der Gas gibt, der hemmungslos ist. Ja, und so würde ich mich schon auch bezeichnen. In der Schauspielerei ist eine Rampensau einer, der sich in den Vordergrund stellt. Und das mag man eher nicht so, gerade wenn man in einem Ensemble ist. Aber als Speaker bin ich ja eh alleine auf der Bühne und dann heißt es Gas geben. Also von daher kann ich sehr gut leben mit diesem Begriff der Rampensau.
Udo: Als Keynote Speaker geht es ja kaum anders. Und ich glaube, es ist nicht nur in der Schauspielerei so, sondern auch im Unternehmen: Wer sich nach vorne spielt, wird gerne mal so gesehen, und der Begriff ist nicht wahnsinnig positiv behaftet. Aber in deinem Fall ist es tatsächlich im positiven Sinne gemeint. Jemand, der sich vor 100 Leute hinstellt und versucht, alle mitzunehmen, der kann auch nicht als graues Mäuschen daherkommen. Das ist vollkommen klar. Robert, als wir uns kennengelernt haben, bestand dein Leben ja darin, Menschen im realen Leben, teilweise sogar auf der Bühne mit anderen Schauspielern dabei, mitzunehmen, mit ihnen in Kontakt zu treten, sie auszubilden. Und dann kam die große Änderung für uns alle. Wir wurden ins Homeoffice verbannt, da war so etwas gar nicht mehr denkbar.
Wie schwierig ist oder war es für dich damals, dich ja eigentlich neu zu erfinden? Du musstest ja wirklich komplett das Medium wechseln. Und heute? Wenn ich es richtig verstanden habe, verdienst du ja mehrheitlich dein Geld mit Online-Trainings und Geschichten wie dem, was wir jetzt machen.
Robert: Ja, das war für mich natürlich schon ein Schlag ins Gesicht, denn ein halbes Jahr vorher noch hätte ich gesagt: Nee, online geht gar nicht, ich muss die Menschen spüren, fühlen. Ich sage sogar auch: Die muss ich riechen.
Alle sagen: Ja, ist vielleicht manchmal ganz gut, dass man die heute nicht mehr riecht, aber du weißt, was ich damit meine, und das Feedback vom Publikum. Und das hast du halt online so gut wie gar nicht. Also gerade als Speaker schaust du ja nur in dieses schwarze Loch rein, du kriegst nichts mit. Das musste ich lernen. Und ich sage auch: Es gab keine Alternative. Wenn du wirtschaftlich überleben musst, dann heißt es anpacken. Und dann habe ich sehr schnell ein Studio eingerichtet, also mein Büro, in dem ich jetzt gerade bin, das ist inzwischen eher ein TV- und Audiostudio, auch wenn es klitzeklein ist. Ich habe da sehr viel Technik reingesteckt, sehr viel Geld investiert und ich glaube, das war auch der Schlüssel, denn Technik spielt eine große Rolle in dieser digitalen Welt, damit du gut drüben ankommst, optisch und vor allem auch tonmäßig. Und ja, inzwischen lebe ich zu 80 % von meinem digitalen Auftritt.
Udo: Zu der Technik kommen wir auch noch. Das ist ein spannendes Thema. Da haben wir sicherlich alle Fragen und Dinge im Kopf, die noch nicht so klar sind. Mich würde vorher noch kurz interessieren, wie ist denn das? Von deinen Präsenz-Auftritten kannte man deinen leicht ironischen Charme und dein etwas provokantes Auftreten … Ich habe Fotos gesehen in einem völlig wilden Look mit Mütze, fast schon mit Mafioso-Outfit, mit einer fetten Sonnenbrille und so, das war ja ein Markenzeichen, denn das kannst du heute so, glaube ich, nie machen, dich so hinhocken vor 200 Leute mit der fetten Sonnenbrille. Aber inwieweit ist es dir gelungen, so viel davon jetzt auch in die Onlinewelt mitzunehmen?
Robert: Ja klar, es ist vieles reduziert, weil ich natürlich nicht durch den Raum laufen kann. Die Sonnenbrille kann ich nach wie vor einsetzen, die Körpersprache ist reduziert sichtbar. Auch das schauen wir uns nachher noch mal an, es ist schon wichtig, dass man die auch sieht, aber du siehst mich nur begrenzt. Also ich wurde da schon eingeschränkt. Bei den Klamotten, ja, heute habe ich ein blaues Sakko an, meistens habe ich sogar noch ein blaues Hemd an, weil das die ideale Farbe ist für die Kamera. Meine bunten, bunt gemusterten, kleingemusterten Hemden, da entsteht so ein Flimmern. Da hätten wir gleich schon mal einen ersten Tipp. Männer, tragt bitte online möglichst dezente Farben. Muster dürfen sein, dann sollten es eher große Muster sein. Das darf schon sein. Der beste Weg ist dunkelblau, hellblau, marineblau, azurblau und grau, hellgrau, dunkelgrau, anthrazit, dunkelschwarzgrau oder wie auch immer. Das sind so die besten Farben.
Udo: Also Shades of Blue and Grey sozusagen.
Robert: Genau. Grau ist sozusagen die neutralste Farbe, aber kann natürlich auch ein bisschen langweilig wirken.
Udo: Okay, jetzt aber mal Hand aufs Herz. Wir sitzen jetzt hier seit zwei Jahren im Homeoffice und machen ständig Google Meet und Zoom und alles Mögliche. Kaum einer traut sich noch unangekündigt zum Hörer zu greifen, um anzurufen. Ist ja schon fast verpönt geworden, man verabredet sich vorher. Aber hast du den Eindruck, dass die Meetings als solche in ihrer Durchführung und in ihren Inhalten an Qualität gewonnen haben über die zwei Jahre? Ich habe den Eindruck, der erste Satz ist immer noch: „Kannst du mich hören? Hallo?“ Ist das besser geworden? Wie ist denn da dein Eindruck?
Robert: Also, es ist tatsächlich viel, viel, viel besser geworden. Mit was hatte ich am Anfang vor zwei Jahren zu kämpfen? Auf der Kundenseite überhaupt die Hemmschwellen abzubauen! Da war ja so eine große Angst vor der Technik da. Und dieses „Kannst du mich hören?“. Ja klar, da sage ich nicht nur „Kannst du mich hören?“, sondern eher „Ist die Qualität gut? Verstehst du mich richtig gut?“. Und es ist aber dennoch noch viel, viel Luft nach oben. Aber es ist ganz viel passiert in den letzten zwei Jahren. Das ist eine gewisse Selbstverständlichkeit. Und es gibt von mir noch ein Handbuch, das muss ich wieder mal überarbeiten. Da steht noch drin, wie ich überhaupt zum Online-Meeting einlade. Also das hat Kunden von mir lange beschäftigt. Da geht es jetzt zack, zack.
Udo: Ja, es gibt ja mittlerweile auch diese Shirts, wo da draufsteht „Komme jetzt gerade aus einem Online-Meeting, das eine E-Mail hätte sein können“ oder sowas.
Robert: Das ist übrigens eine Schattenseite, die kann man gleich mit aufnehmen. Ich habe da eine Umfrage gemacht auf LinkedIn und da kam raus, dass die Anzahl der Online-Meetings ganz stark nach oben gestiegen ist und deswegen aber nicht wirklich die Qualität mitgewachsen ist.
Udo: Was sind denn deiner Meinung nach noch immer die am häufigsten begangenen Sünden? Man hat ja am Anfang lustige Sachen gesehen und gehört, die sind auch schnell in Social Media herumgegangen, irgendwelche Fails im Hintergrund, was da so aufgetaucht ist und Ähnliches. Aber momentan, denke ich, sind wir auf einem soliden Niveau. Aber was passiert immer noch, was du nicht so toll findest?
Robert: Das ist die Leichtfertigkeit, mit der viele, vielleicht gerade die Routiniers, die es gewohnt sind, von einem Online-Meeting ins andere zu gehen, dass die irgendwo hinschauen und irgendwo hinsprechen. Das ist so für mich ein großer Fehler, den ich immer wieder wahrnehme. Und dass viele die Präsentation, wenn wir im Bereich des Medieneinsatzes sind, eins zu eins aus ihrem Live-Meeting übertragen in das Online-Meeting. Und das geht gar nicht. Das geht nicht.
Udo: Was für Änderungen würdest du da vorschlagen oder wo kann man sich generell verbessern? Also ich liebäugele jetzt gerade damit zu Prezi umzuschwingen, weil das einfach viel dynamischer und irgendwie spannender ist. Aber vielleicht führt das dann zu epileptischen Anfällen am Bildschirm? Keine Ahnung. Da muss man auch aufpassen, oder?
Robert: Ja, also Prezi ist sicher auch ein schönes Tool. Ich habe PowerPoint auch nur deswegen genannt, weil es halt das gängigste, bekannteste ist. Prezi hat, wie du schon sagst, eine gewisse Dynamik. Mir geht es darum, dass wir weggehen, also ganz stark einen kritischen Blick darauf werfen: Wie starte ich überhaupt in ein Meeting? Und da passiert eben Folgendes, dass die meisten Präsentationen so starten: Es gibt eine Begrüßung und dann ist schon die PowerPoint ganz groß. Und in Briefmarkengröße ist dann der Referent oder die Dozentin zu sehen. Und ganz groß steht da: Heute ist der 15. September 1982 oder wie auch immer. Herzlich willkommen zu …
Nein, das gehört weg. Die Startfolien können weg, genauso die Schlussfolien können weg. Das Wichtigste, das ehrlichste, glaubwürdigste, dynamischste Argument in einer Präsentation, das bist du mit deinem Bild, mit deinem Videobild. Auf der Bühne fällt’s nicht so groß auf, denn da sehe ich beide hier. Da sehe ich die Präsentation, das habe ich schnell abgehakt. Aber hier wird es mir online ja förmlich aufgedrängt, hier in dieses Ding reinzuschauen. Das letzte Mal hatte ich ein Kennenlern-Meeting, und da stand 20 Minuten „Q&A“ ganz groß, und dann schaue ich immer da drauf. Für mich waren das neue Leute, eben zum Kennenlernen, und daher war ich zurückhaltend, aber nach 20 Minuten hatte ich die Schnauze voll und sagte: „Könntet ihr mal bitte dieses Q&A-Schild wegmachen?“ Ja, da muss man ab und zu auch mal Tacheles reden.
Udo: Ganz spannend, was du eben auch gesagt hast, so mit am störendsten ist es immer noch, dass die Leute erratisch in der Gegend rumschauen. Aber das hängt auch sicherlich viel mit der Kameraposition zusammen. Wir kennen alle diese Klassiker, dass man das Gefühl hat, einer schaut die ganze Zeit von oben auf einen herab. Aber was ist denn der perfekte Winkel? Geradeaus, 90 Grad auf die Zwölf? Was ist denn deiner Erfahrung nach die ideale Kameraposition?
Robert: Also tatsächlich, wenn man die Augachse anschaut, also im rechten Winkel, sollte hier genau die Linse sein und auf die Augachse fallen, und dann schaust du dem Menschen auf Augenhöhe in die Augen.
Udo: Da muss ich meine Kamera höher setzen, oder?
Robert: Ja genau. Da gibt es natürlich auch ein paar Ideen und Tipps dazu, aber das wäre ideal. Wir sprechen von Augenhöhe, das wissen wir, wenn wir im persönlichen Dialog sind: Auf Augenhöhe sind wir, wenn zwei Menschen gleich groß sind. Und das ist die ideale Art der Kommunikation. Und wir gleichen das aus, indem wir einen Schritt zurückgehen oder einen Schritt näher hingehen, damit der Winkel nicht zu stark abfällt. Das nächste Ding ist natürlich dann der Sound. Man sieht das ja immer bei den YouTubern, die diese fetten Mikros vor sich haben, so riesen Oschis.
Udo: Braucht man sowas? Muss das sein, ist das nicht störend, wenn das ständig vor dem Gesicht hängt? Was benutzt du persönlich? Ich sehe jetzt gerade nichts.
Robert: Du siehst nichts. Also diese Podcast-Mikrofone, so heißen die übrigens, diese dicken fetten, die wir von Radiosendern kennen, gibt es ja oft in den Studios und das sind Mikrofone, wo direkt eingesprochen wird, wo in der Regel kein Bild aufgezeichnet wird. Und die haben es ins Online-Meeting geschafft, weil sie einen guten Klang haben, sehr sonor sind und auch ganz cool ausschauen. Also ich finde es immer klasse, wenn mir jemand gegenübersitzt und dann sehe ich dieses Mikrofon. Das hat irgendwie Style. Ich selber fühle mich nicht wohl damit und ich tue alles dafür, dass man das Mikrofon nicht sieht. Ich habe ein Richtmikrofon, aber das ist wirklich ein Studiomikrofon. Das ist jetzt hier über mir. Dann kommt es runter. Genau. Und dann hört man auch sofort eine Änderung des Tones. Es muss relativ nah sein, aber es muss nicht direkt bei mir sein. Ton ist übrigens das Allerwichtigste. Ein schlechtes Bild können wir verzeihen. Auch gar kein Bild kann man eher verzeihen als einen schlechten Ton, wenn es dann wirklich hallt und scheppert und dann wird es einfach anstrengend. Das Blöde ist an der ganzen Geschichte: Das Bild kann ich ja selber überprüfen. Ich sehe es ja, so sehe ich aus. Das passt von der Helligkeit, passt von der Schärfe her. Es kommt auf der anderen Seite ein bisschen schlechter an, ja, das weiß ich auch. Aber Ton, der hört sich für mich gut an. Aber wenn drüben gar nichts ankommt, kriege ich es ja nicht mit. Ich brauche hier Feedback von der anderen Seite. Also lautet hier die Frage nicht: „Verstehen Sie mich? Verstehen Sie mich gut?“, sondern: „Ist es angenehm, mir zuzuhören?“
Udo: Ja, das ist ein guter Punkt, denn man kennt das ja selber. Wenn irgendwie so ein ständiges Scheppern oder Krächzen oder sonst irgendwas drin ist, wie bei so einem alten Radio, das nervt einfach auf Dauer. Es gibt ja zwei verschiedene Situationen. Die meisten von uns, die jetzt nicht gerade Keynote Speaker sind, werden zu 80 % der Fälle einfach in so Gruppenmeetings drin sein. Jour Fixes, wöchentliche Sales Reports etc. Wie ist da die perfekte Situation? Sitzen oder stehen? Ich kann mir vorstellen, da ist es nicht ganz so kritisch, aber ich denke mal, wenn du jetzt einen Vortrag hältst, ist es sicherlich besser auch wegen der Atmung und der Körperhaltung und Spannung zu stehen? Oder wie machst du das?
Robert: Ich stehe!
Udo: Du stehst gerade?
Robert: Ich stehe jetzt. Das Faszinierende ist, du siehst es nicht wirklich. Ich werde aber immer wieder darauf angesprochen, gerade wenn es um das Thema Präsenz im Online-Meeting geht. Und dann sagen die oft: „Herr Spengler, stehen Sie?“ Also irgendwie wird es im Unterbewusstsein anscheinend wahrgenommen. Es wird dann hinterfragt. Aber ich habe eine ganz andere Dynamik, wenn ich stehe. Die Hände sind da viel agiler, die Stimme kommt kräftiger rüber, weil ich natürlich besser atmen kann. Das wird nicht eingepresst irgendwie. Und von daher empfehle ich: Stehen, wann immer es möglich ist.
Udo: Was ist dir in solchen Situationen als Redner lieber? Wenn die Zuhörer die Kamera an oder aus haben, ist das egal? Wahrscheinlich blendest du das eh komplett aus. Ich denke, in Gruppenmeetings ist es schon ganz angenehm, wenn man sich gegenseitig sieht und man merkt, wenn da einer vor Langeweile umkippt, oder wie würdest du das empfehlen?
Robert: Hier polarisiere ich. Das war einer meiner erfolgreichsten Posts auf LinkedIn, der zu heftigen Diskussionen geführt hat, weil ich hier jemandem den Tipp gegeben habe, in zähen Online-Meetings die Kamera auszuschalten. Und ich selbst, wenn es eine Meeting-Plattform ist, wo beide Seiten die Kameras anschalten können, das ist häufig so, es gibt ja das Thema Streaming, da sehe ich eh mein Auditorium nicht, das ist auch die bessere Qualität. Also wenn ich einen Keynote-Vortrag habe, dann wird gestreamt. Das wird in exzellenter Qualität ausgeliefert. Und da sehe ich mein Publikum ohnehin nicht. Also ich bin es gewohnt, in dieses schwarze Loch reinzugucken. Werde ich aber jetzt in einem Zoom-Meeting oder in einem Microsoft Teams Meeting als Speaker eingeladen, bin ich ein Exot, der sagt: Schaltet eure Kameras aus und seid nachher wieder bereit. Wenn ihr Fragen habt, dann schaltet die wieder zu, lehnt euch entspannt zurück, genießt es, macht euch Notizen, und wenn es langweilig ist, dann holt euch einen Kaffee oder wie auch immer. Und da bin ich ein Exot, denn für viele ist das ein Kontrollverlust. Ich sehe ja nicht mehr, was da drüben ist. Ich sehe ja nicht, dass sich da jemand langweilt. Ich sehe nicht, dass da jemand gerade E-Mails schreibt. Ich sage sogar: „Ich will das gar nicht sehen“. Denn wenn einer E-Mails schreibt, weiß ich nicht, woran es liegt. Ist es wirklich ein dringendes E-Mail oder macht er irgendwelche Notizen. Auch das habe ich schon erlebt, dass Leute einfach sagen: „Hey, cooler Vortrag vom Spengler, das schreibe ich gleich alles mit.“ Und jetzt hier in die Kamera schauen, nein, das geht ja gar nicht. Und deswegen, wenn ich in einer Vortragssituation bin, biete ich meinem Auditorium an, die Kamera auszuschalten. Ist es ein Dialog? Da gehört natürlich die Kamera an, also das wäre jetzt total daneben, wenn du sagst „Ich schalte jetzt meine Kamera aus, ich stell dir Fragen und nur Robert spricht.“ Das gehört sich nicht.
Udo: Das habe ich aber auch schon in Gruppenmeetings erlebt und ich persönlich fand das auch eher unhöflich. Ich war bei drei oder vier Teilnehmern der einzige, der die Kamera anhatte und die anderen hatten dann nur ein Profilbild und ich dachte mir: „Na ja, so eine Comic-Katze, mit der will ich jetzt hier eigentlich kein Meeting abhalten.“ Aber das war jetzt mein persönlicher Eindruck. Du bist ja wesentlich mehr unterwegs, aber da bin ich froh, dass du das bestätigen kannst.
Robert: Wir müssen es einfach unterscheiden: Ist es ein Austausch? Ist es ein Dialog? Und da bin ich dann sogar so frech und sage: „Mensch, Herr Leinhäuser, sind Sie so gut, schalten Sie Ihre Kamera an! Das fühlt sich jetzt gerade für mich so an, als würden wir Rücken an Rücken miteinander sprechen.“ Also da bin ich dann auch sehr hart. Das fordere ich dann ein und da muss dieser Herr Leinhäuser dann auch eine Begründung haben. Da kommt dann oft „Kamera kaputt“ oder wie auch immer, oder „Ich sehe nicht gut aus“, er muss zumindest ein schlechtes Gewissen haben. Also da gibt es Tipps und Tricks, dass man auch die Kameras anbekommt.
Udo: Das ist ein guter Einwand, werde ich mir merken. Was jetzt die Hintergründe angeht, da hat ja nicht jeder unbedingt so einen schicken Hintergrund im Büro wie du. Du sagtest ja, du hast auch investiert in die Technik, und auch was da im Hintergrund hängt, wird sicherlich mit Bedacht gewählt sein. Das hat jetzt vielleicht auch nicht jeder und es hat auch nicht jeder im Lockdown einen zusätzlichen Raum zuhause, um sich da so ein Ding hinzubauen. Dann drängt sich natürlich die Frage auf: Virtueller Hintergrund – macht das Sinn? Ist das besser oder lieber die Finger davon lassen?
Robert: Ich weiß noch, dass ich mein allererstes Zoom-Meeting mit so einem virtuellen Hintergrund hatte, das war ein Typ in San Francisco, also klassische Silicon-Valley-Nummer, der hatte die Golden Gate Bridge im Hintergrund und dann hat das alles so ausgefranst und er hatte aber auch so ein Gewand an wie Obi Wan Kenobi, wo dann so viel Macht von ihm ausströmte, und ich dachte mir nur, wow, krasse Nummer. Also ich war da ein bisschen irritiert. Der beste Hintergrund ist immer der wirkliche Hintergrund, so wie du es bei mir auch siehst. Also manche schauen dahin und sagen dann „Okay, ist es New York oder so?“ Das heißt, es kommt etwas Persönliches rüber. Die Lampe, die du im Hintergrund siehst, die ist inszeniert. Also, das heißt, ich mache schon was, aber das Ganze soll nicht ablenken. Es soll persönlich sein, aber nicht ablenken. Jetzt nehme ich mal deinen Hintergrund. Das ist schön. Das hat eine Aussage. Das hat etwas Persönliches. Ich nehme das Bild auf und es passt für mich. Es ist jetzt auch soweit gesetzt, das jetzt nicht irgendwie das Bild durch deinen Kopf zerteilt wird, wenn du anders sitzen würdest, sondern es gefällt mir, ist etwas Persönliches. Dann gibt es noch diese Varianten dieser virtuellen Hintergründe, die du schon angesprochen hast. San Francisco und was weiß ich, wedelnde Palmen … Ne, also das passt überhaupt nicht. Und dann sind wir vielleicht auch noch in der Situation, dass manche in einem Homeoffice sind in der Küche. Da ist einer von dem Ehepaar in der Küche, der andere ist im Schlafzimmer. Und das ist natürlich etwas Intimes. Das ist dann nichts mehr Persönliches. Es geht dann schon ins Private rein. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, einmal mit diesem Blur-Effekt, das heißt, das wird so unscharf gemacht, was jetzt bei mir übrigens auch ist. Allerdings ist es bei mir durch eine hochwertige Kamera unscharf gemacht. Das ist dann wirklich fließend, also entstehen keine Kanten. Aber wer diese Technik natürlich nicht hat, der kann dann diesen Blur-Effekt machen. Und wenn es wirklich so ein Homeoffice-Arbeitsplatz ist, der immer wieder hergenommen wird, dann hilft auch so ein Rollo, das du hinter dir runterziehst, an der Decke festmachst, so ein Spring-Rollo. Dann hast du einen neutralen Hintergrund und siehst von Küche und Schlafzimmer nichts. All das sind so meine Tipps.
Udo: Also Vaters Dia-Leinwand wird wieder reaktiviert – und einfach einmal runterziehen.
Robert: Genau. Im Prinzip ist es so. Also ich habe ja auch Greenscreen-Technik. Das ist tatsächlich nichts anderes als eine Leinwand mit einem Greenscreen, also mit einem grünen Stoff drauf, um in eine andere Welt eintauchen zu können.
Udo: Noch vielleicht eine letzte Frage zur Technik und dann packen wir langsam wieder zusammen. Oftmals hat man ja auch diese Verbindungsprobleme. Was bevorzugst du? WLAN-Anschluss oder Kabelanschluss fürs Laptop? Was ist da besser?
Robert: Der Kabelanschluss ist immer die beste Wahl. Und ich kriege dann oft das Argument „Ich habe doch mit meinem WLAN diese 100 Gigabyte“ oder Mbit, jetzt weiß ich gar nicht die Zahl, aber diese große Menge an Datenfluss, das ist zwar theoretisch möglich, beim WLAN gibt es aber immer wieder Schwankungen. Das heißt, es sind nur Millisekunden, wo einfach dann plötzlich eben nur noch 30 Mbit übertragen werden. Und beim LAN, beim Kabel ist es einfach stabiler, das heißt, wann immer es möglich ist, Kabel anstecken.
Udo: Okay, dann würde ich auch an der Stelle tatsächlich schon Schluss machen. Ich will deine Zeit auch nicht überstrapazieren. Ich bin sicher, du könntest noch locker zwei Stunden weiter dozieren und aus dem Nähkästchen plaudern und Tipps geben. Aber wir müssen ja auch langsam ein Ende finden. Wenn jemand jetzt noch weitere Tipps haben möchte, kann er sich sicherlich über LinkedIn oder so an dich wenden.
Robert: Ja! Das pack‘ ich da gleich rein, einen QR-Code direkt zu LinkedIn. Mindestens einmal in der Woche gibt es einen guten Tipp.
Udo: Sensationell. Wie machst du das persönlich? Hast du so eine Art Checkliste, die du abhakst, bevor du in größere Meetings reingehst?
Robert: Ja, ich habe da so eine Checkliste, denn die Routine hat auch so ihre Schattenseiten und da sind dann noch Programme auf. Das sind Checklisten, bevor ich in ein Meeting reingehe: „Habe ich jetzt alles da, was ich auch wirklich brauche, und ist alles abgeschaltet, was ich nicht brauche?“ Und da passieren immer wieder Fehler und die kannst du durch so eine Checkliste reduzieren. Sei es, einfach Bescheid zu geben: „Hey, wir machen jetzt gerade eine Videoaufnahme“ damit da nicht der Hund kommt oder was weiß ich. Also da habe ich eine Checkliste, die ich tagtäglich durchgehe.
Udo: Würdest du die auch mit unseren Zuschauerinnen und Zuschauern teilen auf Anfrage? Super! Liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, bitte kontaktieren Sie Robert Spengler am besten gleich bei LinkedIn direkt. Vernetzen Sie sich mit ihm. Auf die freundliche Bitte hin schickt er Ihnen dann bestimmt auch seine persönliche Checkliste zu.
Lieber Robert, ganz herzlichen Dank für deine Zeit, für die vielen Tipps und hoffentlich auf viele gute und wesentlich bessere Online-Meetings von jetzt an. Danke dir.
Robert: Jo, vielen Dank. Auf dass unsere Präsentationen besser werden. Und heißer.