Yet another blog … Warum heben wir gerade jetzt einen Blog aus der Taufe?
Zum einen aus sehr pragmatischen Gründen: Unsere neue Website steht, die Corporate Identy ist optisch neu definiert und wir setzen uns intensiv mit dem Thema Social Media auseinander. Zum anderen gibt es den inhaltlichen Anspruch: Wir stellen immer wieder fest, wie wenig die Welt der Nicht-Übersetzer (und teilweise auch der Übersetzer selbst) über unser Geschäft weiß. Die Branche blüht gänzlich im Verborgenen, obwohl sie allein in Europa als Wachstumsmarkt mit mehreren Milliarden Umsatz einen ernst zu nehmenden Wirtschaftsfaktor darstellt.
Unser Blog thematisiert daher die Herausforderungen, den Auftrag und den Alltag von Übersetzungsagenturen und -unternehmen. Er dreht sich um eine Szene, die keine große Bühne hat, kein schillerndes Produkt, das man im schwarzen Rollkragenpulli mit großem Tamtam vorstellen kann. Die Übersetzungsbranche kann keine inszenierte Bescheidenheit, kein neues Lean oder neue Opulenz bieten, sondern nur echte und hundertprozentige Dienstleistung – also ein sehr persönliches Geschäft, das keinen Platz für überzogene Egos bietet und im Sinne des Kunden gleichbleibend gut abliefern muss.
Übersetzung – ein „Stealth“-Produkt
Wir Übersetzer leben mit der paradoxen Zielsetzung, nicht mehr wahrgenommen zu werden, wenn wir einen guten Job gemacht haben. Dann nämlich klingen unsere Übersetzungen wie ein Original, dann haben wir es geschafft, da wollen und müssen wir hin. Überspitzt formuliert könnte man sagen, dass die Kongenialität, die wir mit dem Autor herstellen, unsere völlige Selbstaufgabe bedeutet. Mit einem solchen „Stealth“-Produkt ein Image, eine Reputation oder gar eine Lobby, aufzubauen, ist harte Arbeit. Denken Sie nur an sich selbst: Sie können aus dem Stegreif schreckliche Bedienungsanleitungen von asiatischen Elektronikgeräten (der Videorecorder-Klassiker!) aufzählen, und ja, auch ich kann mich darüber köstlich amüsieren. Es gibt ganze Bücherreihen zu abstrus übersetzten Speisekarten und wir erinnern uns daran, wie Bilder eines „falschen“ wild gestikulierenden Gebärdendolmetschers in Südafrika um die Welt gingen oder an prominente Übersetzungsfehler in der Literatur. Letzten Endes lachen wir in den meisten Fällen über Laienarbeit, bei der all diese Hobby-Übersetzer oder Dolmetscher nicht wussten, was sie tun. Und auch deren Auftraggeber nicht.
In anderen Branchen spricht man in diesem Zusammenhang gerne vom „Hygieneeffekt“. Ein Begriff, der sonst eher für die Hotel- oder Gastronomieszene steht und besagt, dass Perfektion nicht aktiv wahrgenommen, sondern als Normalität erachtet wird. Ein Hotelzimmer kann zwar blitzsauber sein, wenn man aber auf der gestärkten weißen Bettdecke eine tote Fliege entdeckt, stellt man sofort die hygienischen Zustände des ganzen Hotels infrage. Und dann beginnt man mit dem Zeigefinger nach Staub auf dem Fenstersims zu suchen und gleich das Bad näher unter die Lupe zu nehmen …
Höchstes Niveau in Qualitäts- und Zeitmanagement
Genau diesen Effekt kennen wir in der Fachübersetzung auch. Warum uns allen – wenn wir schon mal daneben liegen – die dicksten Fehler gleich im ersten Satz oder in der Überschrift passieren, konnte ich persönlich noch nicht ergründen. Doch die Tatsache, dass wir alle Menschen sind und Fehler machen, ist nicht zu leugnen. Wir arbeiten daher im Profigeschäft grundsätzlich im Team, mindestens nach dem Vier-Augen-Prinzip. Und sehr, sehr oft finden wir die dicke schwarze Fliege im ersten oder zweiten Satz oder gar in der Überschrift. Es ist also die Teamarbeit, die unseren Job veredelt – im Übrigen ganz ähnlich wie in der Gastronomie und Hotellerie – und fast allen anderen Branchen auch. Natürlich könnte man immer noch mit dem Spruch der „vielen Köche und dem verdorbenen Brei“ versuchen dagegen zu halten, doch für das Profilager mit dessen engen Terminvorgaben ist er definitiv fehl am Platz. Unsere Kunden leben von der Time-to-Market, das gilt vom Produktmarketing bis hin zur Unternehmenskommunikation. Und für uns gilt es, auf höchstem Niveau mitzuhalten. Dieser Blog soll nun all den Profis eine Plattform bieten, die tagtäglich dafür sorgen, dass Texte „artgerecht“ in eine andere Sprache und in einen anderen Markt transportiert werden. Profis, die Botschaften in anderen Sprachen und Märkten funktionieren lassen, eine abgestimmte Tonalität aufgreifen, und Marketingkampagnen in ihren Zielmärkten zum Erfolg verhelfen. Wir möchten zeigen, wie wir als unsichtbarer Geschäftsbeschleuniger für unsere Kunden funktionieren.
Worüber werden wir in Zukunft konkret schreiben?
Ich persönlich kann mir sämtliche Themen vorstellen, die für unsere Kunden und Kollegen relevant sind. Ich sehe das Spektrum von Technologie bis hin zur Vorstellung von interessanten Persönlichkeiten, die bei uns und in der Szene tätig sind. Sowohl linguistische Aspekte des Berufs, die Kunst des Schreibens als auch innovative Ansätze wie Machine Translation und Crowd Sourcing können an dieser Stelle thematisiert werden. Platz hat in unserem Blog meiner Ansicht nach alles, was den Markt reflektiert, für professionelle Dienstleistung steht oder auch mal zum Schmunzeln einlädt.
Eine besondere Plattform möchten wir selbstverständlich allen Kommunikationsthemen und der Transcreation einräumen. Leinhäuser ist als Dienstleister, der aus einem Konzernumfeld heraus entstanden ist, auf das weite Feld der Corporate Communications, internen und externen Kommunikation und nicht zuletzt die Transcreation spezialisiert. Insbesondere die Transcreation ist am Markt derzeit in aller Munde. Warum ist das so? Hat es gute und freie Übersetzungen nicht schon immer gegeben? Selbst viele Übersetzer verstehen den Hype um diesen neuen Trend nicht und sehen ihn als reines Buzzword, eine Modeerscheinung. Dies mag für manche missglückte Herangehensweisen auch so gelten. Manche Kollegen sehen darin auch ein neues Allheilmittel, irgendwie höhere Preise erzielen zu können. Fakt ist, dass die Transcreation alt und neu zugleich ist.
Sie greift das alte Prinzip der freien Übersetzung auf, die in den vergangenen zwei Jahrzehnten durch den Einsatz von Translation Memory Tools und deren Rationalisierungsansatz in Teilen eingedämmt worden ist, und mischt ihr gleichzeitig neue Ansätze und Denkweisen bei. Die Transcreation ist im Grunde genommen ein Kommunikationspaket, das ein Übersetzungs- und auch Copywriting-Team von Anfang an in den Entstehungsprozess einer Kampagne einbezieht. Das Paket reicht vom Briefing bis hin zu kreativen Alternativen für Headlines. Im Ergebnis ist Transcreation marktorientiertes Schreiben und deckt damit eine Grauzone zwischen Marketingagenturen, Kreativagenturen, den Endkunden und Übersetzungsdienstleistern ab.
Neue Trends, die den Markt bewegen
Wir möchten in unserem Blog auch die Technologie nicht vernachlässigen. Wir möchten darauf eingehen, wie sie unseren Beruf in den vergangenen Jahrzehnten grundlegend verändert hat und welche Trends wir für die kommenden Jahre sehen. In diesem Fall von Dekaden zu sprechen wäre meiner Ansicht völlig vermessen, da sich sowohl Technologien wie auch der Übersetzungsmarkt schneller bewegen als je zuvor. Ich persönlich habe das Übersetzungsgeschäft mit meinen mittlerweile 25 Jahren Branchenerfahrung nie so spannend erlebt. Die Übersetzer haben den Mut sich zu präsentieren, sich auf Social Media und anderen Kanälen zu zeigen. Wenn ein Markt, der einen „Stealth“-Charakter hat, sich auf einmal selbst als spannend empfindet, dann ist der Zeitpunkt zum Bloggen gekommen. Wir legen also los.
Wir laden Sie ein, mit unserem ganzen Team Einblicke in unser Berufsleben zu sammeln. Gerne möchten wir den Spaß, den wir selbst daran haben, mit Ihnen teilen.
Herzlichst,
Ihre Heike Leinhäuser und Team