Sie möchten Ihren Content fit machen für den Schweizer Markt? Italienisch wird in der Schweiz am dritthäufigsten gesprochen und ist hauptsächlich in den Kantonen Tessin und Graubünden zu hören. Die Frage, die uns in diesem Zusammenhang beschäftigt, lautet:
Können Italienischübersetzer und italienischsprachige Schweizer überhaupt effizient miteinander kommunizieren?
Die Antwort ist: Nicht wirklich. Schweizer Italienisch ähnelt dem Standarditalienischen zwar sehr, ist aber dennoch als eine eigene Sprache zu bewerten. Lokale Sprecher werden daher sehr schnell merken, ob Sie bei den Übersetzungen den leichtesten Weg gegangen sind.
Amerikaner hören schon beim ersten Satz, wenn es sich bei Ihrem Gegenüber um einen Briten handelt. Das gilt auch für geschriebene Texte, bei denen Briten am Werk waren. Dieses Phänomen lässt sich auch bei Schweizern erkennen, die mit Standarditalienisch konfrontiert werden.
Natürlich werden sie ihren Gesprächspartner verstehen – aber er spricht einfach die „falsche“ Sprache. Fälschlicherweise könnte angenommen werden, dass ein italienisches Zielpublikum adressiert wird – und Ihre Botschaft schlicht ignoriert werden. Im schlimmsten Fall könnte die fehlende Detailgenauigkeit sogar als respektlos eingestuft werden.
Eine gelungene Lokalisierung für Schweizer Italienisch benötigt also mehr als ein paar ausgetauschte Wörter. Auch die kulturellen Unterschiede zwischen der Schweiz und Italien müssen beachtet werden, um die Sprachbarriere gar nicht erst entstehen zu lassen und Vertrauen zur lokalen Zielgruppe aufzubauen.
Schweizer Italienisch – kein Dialekt, sondern eine eigene Sprache
Schweizer Italienisch ist mehr als ein regionaler Dialekt wie Bayerisch oder Sächsisch. Eine andere Wortgebung, andere Konstruktionen und in manchen Fällen sogar eine andere Syntax als der italienische Standard sind die Besonderheiten. Aufgrund der Entwicklung der Sprache – angelehnt an die deutsche und die französische Bevölkerung – kann auch die Grammatik abweichen.
Laut Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft gilt Schweizer Italienisch als eine der vier offiziellen Landessprachen. Die Schweizerische Bundeskanzlei ist zuständig für die Terminologie und auch für offizielle Übersetzungen in diese Sprache.
Wird zu Compliance-Zwecken eine Dokumentationsübersetzung erstellt, sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass es sich bei Schweizer Italienisch um eine eigenständige Sprache handelt. In der Kommunikation mit lokalen Partnern, Kunden und Behörden ist der Einsatz von Schweizer Italienisch ein echter Pluspunkt.
Auf diese Weise können Sie Ihrem Zielpublikum zeigen, dass Sie als Marke genau um das Profil Ihrer Zielgruppe wissen und ihre Identität respektieren. Das kann Ihre Beziehung zu lokalen Partnern und Ihre Marktposition verbessern.
Ein guter erster Eindruck – mit Blick fürs Detail
Italienische Touristen werden in der italienischen Schweiz Schwierigkeiten haben, alle regionalen Wörter zu verstehen. Das gilt aber auch umgekehrt: Menschen, die Schweizer Italienisch sprechen, müssen sich erstmal mit dem Standarditalienischen anfreunden.
Laut offiziellen Wörterbüchern gibt es im Schweizer Italienisch mehr als 200 Wörter, die in der Standardversion nicht zum Einsatz kommen. Andere italienische Wörter haben in der Schweiz über die Jahre eine ganz andere Bedeutung bekommen.
Das zeigt sich beispielsweise deutlich bei alltäglichem Vokabular wie „Noten“, „Sonderangebote“, „eine Reservierung vornehmen“ oder „Selbstbedienung“. Minimale Unterschiede können das Verständnis beeinträchtigen, wenn man sich nicht der Entwicklung der Sprache bewusst ist. Und genau dafür gilt es eine Lösung zu finden – unabhängig von der Branche oder der Nische.
Sie nutzen Standarditalienisch anstelle lokaler Bezeichnungen? Das könnte zu Irritationen bei der Schweizer Zielgruppe führen. Es würde ihnen schwerfallen, Ihre Botschaften zu verstehen und mit dem Content zu verknüpfen.
Neben diesen Feinheiten berücksichtigen professionelle Übersetzer auch Unterschiede hinsichtlich Grammatik und Syntax. Im Italienischen hat jedes Substantiv ein Geschlecht. Im gesprochenen Italienisch in der Schweiz wird das Geschlecht teilweise anders zugeordnet sowie ein anderer Artikel und eine andere Präposition eingesetzt.
Ihr Content könnte bei der falschen Wahl also, abhängig vom Kontext, entweder für Schmunzeln sorgen oder sogar zu offensiv wirken. Während Touristen sich um solche Feinheiten kaum Gedanken machen müssen, sollten Marken für eine entsprechende Präsenz in italienischsprachigen Kantonen in der Schweiz Wert auf eine korrekte Kommunikation mit dem lokalen Zielpublikum legen.
Lokale Linguisten – der Dreh- und Angelpunkt im Lokalisierungsprozess
Natürlich können Sie ihr Vokabular um ein paar Hundert Wörter erweitern. Sie können sich auch regionale Feinheiten, wie das unterschiedliche Geschlecht von „Wochenende“ im Schweizer Italienisch und im Standarditalienischen, aneignen. Dennoch dürften sich italienische Muttersprachler angesichts der subtilen Unterschiede, die auf den Einfluss des Schweizer Französischen und des Schweizer Deutschen der vergangenen Jahrhunderte zurückgehen, etwas schwertun.
Für die Übersetzung und Lokalisierung sind also lokale Experten gefragt. Sie kennen die Sprache des Zielpublikums und verstehen die kulturellen Unterschiede, die einen Einfluss darauf haben, wie Ihre Nachricht ankommt. Italienische Muttersprachler, die noch nie in der Schweiz gelebt haben, werden nur ganz selten den Nagel auf den Kopf treffen. Ihnen fehlen schlichtweg die kulturellen Einblicke, um gezielt mit Ihrem Publikum zu kommunizieren.
Mit einem Auge für diese feinen Unterschiede können Sie sprachliche und kulturelle Barrieren überwinden, Ihre Professionalität unter Beweis stellen und an lokale Zielgruppen andocken, um sich hart umkämpfte Nischen in lokalen Märkten zu sichern.